Kulturhauptstadt 2024

Zwischen den Kulturpolitikern im Landhaus und jenen in den Städten Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Hohenems geht die Meinung weit auseinander, ob man sich um den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2024 bewerben soll. Während sich das Land skeptisch bis ablehnend verhält, arbeiten die genannten Städte – ausser Bregenz, das sich vor kurzem aus dem Prozess ausgeklinkt hat – vehement auf eine Bewerbung hin.

Vor kurzem wurde mit viel Aufwand und nicht wenig Geld eine Kulturstrategie des Landes Vorarlberg geschrieben und jetzt laden die Vertreter der Städte wiederum die Kulturschaffenden im Land zu Arbeitsgruppen ein, unter anderem dazu, um über "Spiel- und Produktionsstätten in Vorarlberg aus verschiedenster Sicht" zu diskutieren. "Welche Infrastruktur steht den Kulturschaffenden mit ihren ganz unterschiedlichen Bedürfnissen derzeit zur Verfügung? Gibt es Barrieren, ungenutzte Potenziale? Was sollte sich in den kommenden Jahren – auch über 2024 hinaus - hier tun?"

Man ist erstaunt über diese bürokratische Zweigleisigkeit und wie viel Geld, Energie und Arbeitskraft für Leitbilder, Strategiepapiere, Machbarkeitsstudien usw. aufgewendet wird. Andererseits bleiben die Fördergelder für Kulturinitiativen und Kunstschaffende seit Jahren gleich oder werden sogar gekürzt. Jene die arbeiten werden bestraft – die Dampfplauderer haben Hochkonjunktur!

Jedenfalls wird die Frage nach dem „Need“, also ob die Rheintalstädte Vorarlbergs den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2024“ brauchen, eigentlich gar nicht mehr diskutiert. In einem veröffentlichten Positionspapier ist zwar von einer ziemlich aufgeblasenen Organisationsstruktur die Rede, aber es fehlen konkrete Ideen, Vorhaben und Projekte. Für die Vita der Betreiber mag der Titel gut sein, für die vor Ort arbeitenden Kulturvermittler wird sich kaum was ändern...

Willi Pramstaller

Die Bilder nebenan sind aus den Kulturhauptstädten Marseille 2013 und Paphos auf Zypern 2017.
Kulturhauptstadt 2024 - Artikel im Standard vom 16.1.2016